Beruf Wirtschaftsinformatiker
Welche Ausbildung benötigt man als Wirtschaftsinformatiker?
Es gibt zwei Bildungswege, die zu einer Karriere im Berufsbild Wirtschaftsinformatiker/in führen können. Zum einen gibt es eine geregelte berufliche Weiterbildung, die an Berufsschulen stattfindet. Sie dauert in der Regel zwei Jahre als Vollzeitausbildung und drei bis vier Jahre, wenn sie berufsbegleitend absolviert wird. Diese berufliche Weiterbildung schließt mit einer staatlichen Prüfung ab.
Anspruchsvoller ist das Wirtschaftsinformatikstudium, das an einer Fachhochschule oder einer Universität absolviert wird. Ähnliche Studiengänge werden unter verschiedenen Studiengangsbezeichnungen angeboten. Einige der gängigsten Bezeichnungen sind:
- Betriebliches Informationsmanagement
- Data Science and Business Analytics
- Digital Business and Information Technologies
- International Business Administration and Information Technology
- Sozialinformatik
- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschafts- und Industrieinformatik
Für den Abschluss des Bachelorstudiums sind je nach Spezialisierung zwischen sechs und acht Semester erforderlich. Eine Weiterführung des Studiums zur Erlangung des Masters benötigt zwei bis vier zusätzliche Semester.
Wer sich für den Weiterbildungsweg an einer Berufsschule entscheidet, benötigt mindestens einen mittleren Bildungsabschluss und die meisten Bildungsinstitute verlangen einschlägige Berufserfahrung sowie eine bestandene Abschlussprüfung in einem verwandten und anerkannten Ausbildungsberuf. Die Weiterbildung zum/zur Wirtschaftsinformatiker/in ist nur in Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen rechtlich geregelt und anerkannt.
Der anspruchsvollere Weg des Studiums an einer Hochschule wird an Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland sowie in Österreich angeboten. Die Zugangsvoraussetzung für diese Studiengänge ist die Hochschulreife. Absolventen beider Ausbildungswege können sich über ein Angebot an interessanten Positionen freuen, ein abgeschlossenes akademisches Studium bietet jedoch eine größere Vielfalt an beruflichen Perspektiven und Karrieremöglichkeiten.
Welche Fähigkeiten braucht man als Wirtschaftsinformatiker?
Wie der Berufstitel schon vermuten lässt, ist Wirtschaftsinformatik die Schnittstelle zwischen Informationstechnologie und Betriebswirtschaft. Wirtschaftsinformatiker/innen verbinden Kompetenzen und Fachwissen aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Digitalisierung, Unternehmensführung sowie Informationstechnologie.
Im Mittelpunkt der Wirtschaftsinformatik steht die Entwicklung von IT-Systemen und -Prozessen, die Unternehmen effektiv bei der Erreichung ihrer Geschäftsziele unterstützen. Zu den spezifischen Kompetenzen und Fähigkeiten, die Wirtschaftsinformatiker/innen in ihrem Beruf benötigen, gehören:
- ein solides Wissen über Softwaretools für die Steuerung und Überwachung von Geschäftsprozessen, insbesondere in den Bereichen Enterprise Resource Planning (ERP) und Dokumentenmanagementsysteme (DMS)
- eine hervorragende Selbstorganisation und ausgeprägte Kompetenzen im Projektmanagement
- ausgezeichnete kommunikative Fähigkeiten und Präsentationstalent
- ein grundlegendes Verständnis von Programmiersprachen, insbesondere von Java, Python sowie C/C++
- logisches und analytisches Denkvermögen
- eine eigenständige Arbeitsweise sowie eine hohe Belastbarkeit
- die Bereitschaft, sich laufend über die neuesten Entwicklungen im IT- und Unternehmensmanagement zu informieren und in kontinuierliche Weiterbildung zu investieren
Wie viel verdient ein Wirtschaftsinformatiker?
Während der Ausbildung:
Während einer Wirtschaftsinformatikausbildung – sowohl der Weiterbildung an einer Berufsschule als auch des Studiums an einer Universität oder Fachhochschule – besteht keine gesetzliche Verpflichtung oder Vorschrift zur Zahlung einer Ausbildungsvergütung.
Viele Auszubildende beider Bildungswege arbeiten oft parallel zu ihrer Ausbildung. Dabei handelt es sich oft um Stellen oder Praktika, die einen Bezug zum Beruf haben, den sie nach ihrem Abschluss ausüben werden. Was sie in diesen Positionen verdienen, wird jedoch direkt mit ihrem Arbeitgeber ausgehandelt. Das Gehalt kann stark variieren, abhängig von den Verantwortlichkeiten der jeweiligen Position sowie anderen Faktoren wie der Industrie oder der Unternehmensgröße.
Als Berufseinsteiger:
Nach Abschluss ihrer Ausbildung können sich Wirtschaftsinformatiker/innen auf ein Bruttogehalt zwischen € 3.100 und € 3.900 monatlich freuen. Das tatsächliche Gehalt innerhalb dieser Spanne kann von einer Reihe von Faktoren beeinflusst werden, darunter die Branche, die Größe und der Standort des Unternehmens sowie die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Stelle.
Mit Berufserfahrung:
Das Gehalt für Wirtschaftsinformatiker/innen steigt im Verhältnis zu ihren Fähigkeiten und mit den Jahren ihrer Berufserfahrung. Mit fünf Jahren beruflicher Tätigkeit verdienen die meisten ein Gehalt zwischen € 3.900 und € 4.600 brutto monatlich. Nach zehn oder mehr Jahren Berufserfahrung kann das Bruttomonatsgehalt auf € 4.800 bis € 5.400 steigen.
Höhere Gehälter sind vorwiegend an Führungspositionen wie Teamleiter oder Abteilungsleiter geknüpft. Daher ist es ratsam, in Weiterbildungen in diesen Bereichen zu investieren, um die Aussichten auf eine Gehaltserhöhung zu verbessern.
Welche Aufgaben hat man als Wirtschaftsinformatiker?
Während der Ausbildung:
Die Ausbildung zum/zur Wirtschaftsinformatiker/in – sowohl die Berufsschulweiterbildung als auch der Studiengang – erfolgt größtenteils in Präsenzunterricht. Das Hauptaugenmerk in der Ausbildungszeit liegt auf dem Erwerb von theoretischem Wissen. Natürlich soll dieses auch praktisch angewendet werden, daher beinhalten die meisten Ausbildungsprogramme auch eine praktische Komponente wie zum Beispiel ein Berufspraktikum. Hier üben die Auszubildenden viele der gleichen Tätigkeiten aus, die sie auch nach der Ausbildung in ihrem Beruf ausüben werden.
Im Berufsleben:
Die Hauptaufgabe von Wirtschaftsinformatikern und Wirtschaftsinformatikerinnen besteht darin, IT- und Kommunikationsinfrastrukturen zu konzipieren, implementieren und warten, die Unternehmen bei der Erreichung ihrer Geschäftsziele unterstützen. Beim Systemdesign ist es besonders wichtig, dass diese Systeme benutzerfreundlich und intuitiv sind, die betriebliche Effizienz steigern und ein angemessenes Maß an Datensicherheit bieten. Zu den spezifischen Aufgaben, die die Entwicklung solcher Systeme beinhalten kann, gehören unter anderem:
- die Analyse von Geschäftsprozessen und Kommunikationsstrukturen im Unternehmen
- Meetings mit verschiedenen Abteilungen und Stakeholdern, um deren Anforderungen an IT- und Kommunikationsinfrastrukturen zu verstehen
- die Integration, Anpassung und Implementierung handelsüblicher Software- und Hardwarekomponenten, um Benutzeranforderungen zu erfüllen
- die Entwicklung maßgeschneiderter Anwendungen, um Benutzeranforderungen zu erfüllen
- Training der Anwender im Umgang mit den entwickelten IT-Infrastrukturen
- die laufende Wartung und Instandhaltung der entwickelten Systeme
Wo arbeitet ein Wirtschaftsinformatiker?
Normalerweise arbeiten Wirtschaftsinformatiker/innen in flexiblen Projektteams, die zur Lösung einer bestimmten Herausforderung innerhalb einer Organisation zusammengestellt werden. Somit kommen sie bei der Ausführung ihrer Arbeit mit verschiedenen externen und internen Stakeholdern und Abteilungen in Kontakt. Ihre Arbeit gliedert sich in das Verstehen der Bedürfnisse und Ziele dieser verschiedenen Akteure und die anschließende Entwicklung von IT-gestützten Systemen und Prozessen zur Erfüllung deren Ansprüche.
Zu den Branchen mit einer besonders hohen Nachfrage nach Wirtschaftsinformatikern und Wirtschaftsinformatikerinnen gehören unter anderem:
- Logistik- und Transportunternehmen
- die Pharmaindustrie
- die Automobil- und Automobilzulieferindustrie
- Fertigungsunternehmen mit einem hohen Bedarf an Prozessautomation
- der Lebensmittelhandel
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Wirtschaftsinformatiker?
Aufgrund ihrer fachübergreifenden Ausbildung beginnen die meisten Wirtschaftsinformatiker/innen ihre Laufbahn bereits in verhältnismäßig hohen Positionen. Die Mehrheit dieser begehrten Fachleute bleibt ihre gesamte berufliche Laufbahn in diesem Beruf tätig. Der typische Karrierepfad führt zu Positionen mit Personalverantwortung wie Teamleiter oder Projektleiter. Die erfolgreichsten operativen Manager, die sich durch besondere Führungsqualitäten auszeichnen, können von hier aus in höhere Positionen befördert werden. Wer den Universitäts-/Fachhochschulbildungsweg für diesen Beruf absolviert hat, hat normalerweise die besseren Perspektiven für einen weiteren Aufstieg.
Einer der wichtigsten Vorteile dieses Berufs ist, dass Wirtschaftsinformatiker/innen in allen Wirtschaftszweigen heiß umworben sind. Erfolg und eine nachgewiesene Leistung in einer Industrie können schnell die Aufmerksamkeit von Personalvermittlern auf sich ziehen, die den Wechsel in eine andere Branche oder eine Position mit höherem Gehalt ermöglichen können.