Beruf Prokurist
Welche Ausbildung benötigt man als Prokurist?
Das Berufsbild des Prokuristen/der Prokuristin unterscheidet sich von den anderen, da es sich um eine Position und nicht um einen Beruf im eigentlichen Sinn handelt. Arbeitet eine im Unternehmen beschäftigte Person als Prokurist/in, erhielt sie diese Position durch ihre Qualifikation und durch das Vertrauen, das der/die Geschäftsführer/in ihr schenkt.
Ob Sie dieses Karriereziel jemals erreichen, hängt nur bedingt von Ihnen ab. Ambitionierte Mitarbeitende schaffen die Grundvoraussetzungen für eine solche Tätigkeit mit einem wirtschaftlichen Studium. Passende Studiengänge sind:
- Wirtschaftsrecht
- Wirtschaftswissenschaften
- Jura
- Betriebswirtschaftslehre
- Volkswirtschaftslehre
Wählen Sie den längeren Weg zum Prokuristen/zur Prokuristin, bietet eine kaufmännische Ausbildung die Grundlage. Darauf bauen Sie auf mit Anpassungsweiterbildungen und Aufstiegsweiterbildungen wie die zum/zur Fachwirt/in mit Bachelorniveau und/oder zum/zur Betriebswirt/in mit Masterniveau.
Diese bieten dem Mitarbeitenden die Chance, in die mittlere Führungsebene aufzusteigen und Führungsaufgaben zu übernehmen. Umfangreiches Wissen über die Prokura und die Rechte und Pflichten eines Prokuristen/einer Prokuristin vermitteln diverse Managerseminare. Die Qualifikationen und gute Beziehungen in die Chefetage reichen für die Position des Prokuristen/der Prokuristin nicht aus. Für diese benötigen Sie zusätzlich bedeutende Kompetenzen.
Welche Fähigkeiten braucht man als Prokurist?
Die Arbeit als Prokurist/in erfordert ein Mindestalter von 18 Jahren. Beabsichtigen Sie die Position in einem großen Unternehmen anzunehmen, bringen Sie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Stressresistenz mit. Durch das enorme Arbeitspensum gelingt es selten, nach 8 Stunden Arbeit zu Hause den Feierabend zu genießen. 60 Wochenstunden und mehr machen eine gute Work-Life-Balance zunichte. Gelingt es Ihnen, stets entsprechend der Ziele des Unternehmens zu handeln? Diese hohe Verantwortung ist ein weiterer Stressfaktor.
Mit einer kaufmännischen Ausbildung erlangen Sie die grundlegenden Fähigkeiten und wissen um die Probleme, die täglich auftreten können. In der Problemlösung sind Sie geübt. Diese praktischen Fertigkeiten bringen Ihnen einen Vorteil gegenüber dem Studium, bei dem Sie das Wissen in der Theorie erlangen. Folgende weitere Fähigkeiten sind Ihnen bei den Tätigkeiten, die auf Sie zukommen, zunutze:
- mathematisches und analytisches Denken
- schnelle Auffassungsgabe
- Merkfähigkeit
- Konzentrationsfähigkeit
Mitarbeitende mit Prokura haben täglich persönlich und telefonisch mit wichtigen Personen in hohen Stellungen zu tun. Um mit ihnen kommunizieren zu können, benötigen Prokuristen/Prokuristinnen ein gutes sprachliches Ausdrucksvermögen sowie das Talent, zuzuhören. Die Fähigkeit, Fakten blitzschnell zuordnen zu können, erleichtert die Entscheidungsfindung. Entscheidungsfreude und Durchsetzungsfähigkeit bilden weitere Kompetenzen für die Position eines Prokuristen/einer Prokuristin. Sich diese Fähigkeiten anzueignen, lohnt sich finanziell.
Wie viel verdient ein Prokurist?
Ein Prokurist/eine Prokuristin verdient in Deutschland zwischen ca. 60.000 und 100.000 €. Die Höhe des Verdienstes variiert stark, denn es fließen bei dessen Festsetzung viele Faktoren ein. Mitarbeitende mit Prokura bestimmen ihr Gehalt durch Verhandlungsgeschick mit. 80 % von ihnen erhalten ein flexibles Einkommen. Das bedeutet, dass Tantiemen und Boni die Gehälter erhöhen. Der Umfang richtet sich nach dem Gewinn des Unternehmens. Im Durchschnitt betragen die Zusatzvergütungen 20 bis 25 % des Grundgehaltes. Der Verdienst von Prokuristen/Prokuristinnen hängt ab von der Verantwortung, die diese in ihren Positionen tragen.
So hoch ist die Entlohnung für die Tätigkeiten von Prokuristen/Prokuristinnen in Deutschland von den ersten Schritten bis hin zu mehreren Jahren an Erfahrung in dieser Position.
Während der Ausbildung:
Während Sie darauf warten, zum Prokuristen/zur Prokuristin ernannt zu werden und sich entsprechende Fähigkeiten und Kompetenzen aneignen, verdienen Sie das normale Gehalt, das Sie in Ihrer derzeitigen Stellung beziehen. Da es sich nicht um einen Beruf handelt und die Position keine spezielle Ausbildung erfordert, erhält der Mitarbeitende mit Prokura keine Ausbildungsvergütung.
Als Berufseinsteiger:
Finden Sie eine Anstellung mit der Position des Prokuristen/der Prokuristin, verdienen Sie von Beginn Ihrer Tätigkeit an ein hohes Gehalt. Dieses beginnt bei ca. 5.400 € brutto/Monat.
Mit Berufserfahrung:
Mit jedem Jahr Ihrer Tätigkeit sammeln Sie Erfahrung als Prokurist/in. Daraus ergibt sich die Chance auf ein höheres Gehalt. Gestandene Prokuristen/Prokuristinnen in bedeutenden Unternehmen verdienen Spitzengehälter. Die höchsten Verdienste mit ca. 125.000 € brutto/Jahr zahlen Firmen im Bereich der Chemie- und Verfahrenstechnik. Mit ca. 120.000 € brutto/Jahr folgt die Automobilindustrie. Etwa. 100.000 € brutto/Jahr ist das Gehalt, was die Automobilindustrie bereit ist, Prokuristen/Prokuristinnen mit Berufserfahrung zu zahlen.
Grundsätzlich gilt: Große Unternehmen sind finanzkräftig. Sie zahlen ihren Prokuristen/Prokuristinnen ein hohes Gehalt. Bei kleinen Unternehmen liegt dies im Durchschnitt bei ca. 35.000 € brutto im Jahr. Mittelständische Firmen vergüten die Tätigkeit mit mehr als dem Doppelten, ca. 80.000 € brutto/Jahr und darüber hinaus. Besonders hohe Bruttojahresgehälter, die im sechsstelligen Bereich liegen, verdienen Sie in Konzernen, die einen Eintrag im Deutschen Aktienindex haben. Führend ist hier Hessen.
Welche Aufgaben hat man als Prokurist?
Prokuristen/Prokuristinnen haben geschäftliche Vertretungsvollmachten. Mit diesen dürfen sie eine Abteilung oder ein Unternehmen vertreten. Dabei handeln die Führungskräfte im Sinne der Geschäftsführung. Die Prokura ist in § 49 Abs. 1 HGB geregelt. Dieser Paragraf beschreibt, in welchem Umfang es einem Prokuristen/einer Prokuristin erlaubt ist, für seine Abteilung oder das Unternehmen tätig zu sein. Welche dieser Verantwortlichkeiten ihm/ihr letztlich zukommen, entscheidet die geschäftsführende Person.
Während der Ausbildung:
Eine Ausbildung existiert für diese Position nicht. Weiterbildungen bereiten die Mitarbeitenden auf diese Position vor. Der Geschäftsführer stellt für die Angestellten, die die Prokura erhalten, einen Antrag zur Eintragung ins Handelsregister. Erst mit dem Eintrag bekommen diese die Berechtigungen, die jeweiligen Geschäftsführer/innen zu entlasten oder vollständig zu vertreten.
Im Berufsleben: Das Gesetz gestattet der Führungskraft mit eingetragener Prokura, Handlungsvollmachten zu erteilen und Prozesse zu führen. Ferner ist es ihr erlaubt, Zweigniederlassungen zu schließen oder zu eröffnen. Im Folgenden weitere Aufgaben, die der Prokurist/die Prokuristin übernehmen darf:
- Kredite einräumen und aufnehmen
- Einkäufe und Verkäufe zu tätigen
- Zahlungen entgegennehmen
- Personal entlassen oder einstellen
- Wechsel zeichnen
- Verbindlichkeiten eingehen
- Vergleiche schließen
Diese Aufgaben zählen zu den alltäglichen bei der Betriebsführung. Die geschäftsführende Person kann das Handeln seiner Vertretung durch die Art der Prokura einschränken. Vollumfängliche Vollmacht erhält der Mitarbeitende als Einzelperson mit einer Einzelprokura. Soll die Prokura nur für eine Niederlassung oder Filiale gelten, bekommt er eine Filialprokura. Alle Filialen vertritt er mit einer Generalprokura. Mit einer Gesamtprokura sind damit mehrere Prokuristen/Prokuristinnen des Unternehmens gemeinsam betraut.
Das Handelsgesetzbuch untersagt es einem Mitarbeitenden mit Prokura, Grundstücke zu belasten und zu veräußern oder Handelsregistereintragungen zu beantragen. Dazu bedarf es einer zusätzlichen Vollmacht. Geschäftliche Aktionen, die die Einstellung des Betriebes zur Folge haben, sind zu unterlassen. Ebenso ist es einem Prokuristen/einer Prokuristin nicht gestattet, Bilanzen zu unterzeichnen, die Insolvenz zu beantragen und Steuerklärungen im Namen des Inhabers des Unternehmens zu unterzeichnen.
Wo arbeitet ein Prokurist?
Ein Prokurist/eine Prokuristin arbeitet in einem Büro. Dieses kann zu Unternehmen verschiedener Branchen gehören. Beispiele sind Handelsunternehmen, Logistikunternehmen und Industrieunternehmen. Bei Besprechungen, Arbeitsessen und Verhandlungen liegt der Arbeitsort teils außerhalb des Unternehmens in Restaurants, anderen Betrieben oder in den Büros von Banken. Dabei trägt der Prokurist/die Prokuristin Businessbekleidung, um das Unternehmen angemessen zu vertreten.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Prokurist?
Für einen Prokuristen/einer Prokuristin gibt es kaum Aufstiegsmöglichkeiten. Ein nächstmögliches Karriereziel ist die Geschäftsführung. Dazu nimmt der Mitarbeitende mit Prokura an Weiterbildungen teil, die seine Kompetenzen vertiefen.