Beruf Physiotherapeut
Welche Ausbildung benötigt man als Physiotherapeut?
Die Ausbildung zum/zur Physiotherapeut/in ist deutschlandweit einheitlich geregelt und kann nur innerhalb einer Berufsfachschule für Physiotherapie erfolgen. In einigen Bundesländern kann man Physiotherapie als Haupt- oder Nebenstudiengang an einer Fachhochschule studieren.
Die Dauer der Ausbildung beträgt drei Jahre und kann nicht verkürzt werden. Nach drei Jahren findet eine staatlich geregelte Abschlussprüfung statt.
Klassische Berufsfachschulen für Physiotherapie sind staatliche Schulen. An diesen Schulen ist die Ausbildung kostenlos. An privaten Fachschulen werden für die Ausbildung Gebühren fällig. Diese müssen aus eigener Tasche finanziert werden.
Für die Aufnahme an einer Berufsfachschule für Physiotherapie müssen Sie einige Kriterien erfüllen. Sie benötigen mindestens einen Hauptschulabschluss. Der Hauptzugang zu diesen Schulen führt über den mittleren Bildungsweg. Mit Abitur haben Sie die besten Zugangsvoraussetzungen. Der Zugang mit Hauptschulabschluss kann nur in Verbindung mit einer zweijährigen Berufsausbildung erfolgen.
Die Anzahl an Bewerber/innen für die staatlichen Schulen sind hoch. Die Anzahl an freien Schulplätzen ist gering. Daher haben viele Schulen zusätzliche Zugangsregeln. Bei gleichen Voraussetzungen werden Schulnoten miteinander verglichen. Einige Schulen verlangen fachspezifische Aufnahmeprüfungen in schriftlicher und mündlicher Form.
Die meisten staatlichen Schulen haben interne Regelungen getroffen. Nach dem ersten Auswahlverfahren werden Zugangsprüfungen abgehalten. Wer bis dahin erfolgreich war, muss trotzdem noch folgende abschließende Zugangsvoraussetzungen erfüllen:
- Vorlage eines Gesundheitszeugnisses für die Eignung zu diesem Berufsbild
- Prüfung der motorischen Bewegungen
- Allgemeine Sportprüfung
- Nachweis über Praktika
- Polizeiliches Führungszeugnis
- Nachweis über eine Impfung gegen Hepatitis B
- Nachweis über die Teilnahme an einem Kurs zur Ersten Hilfe
Welche Fähigkeiten braucht man als Physiotherapeut?
Das Berufsbild wird von unterschiedlichen Eigenschaften geprägt. Entsprechend hoch ist auch der Anspruch an den persönlichen Fähigkeiten. In jedem Fall müssen Sie sportlich sein und über eine gesunde Fitness verfügen. In diesem Beruf sind Sie den ganzen Tag auf den Beinen.
Sie benötigen eine herausragende Beobachtungsgabe, um Verbesserungen in den physiotherapeutischen Anwendungen zu erkennen. Ihre Patienten/innen haben ein körperliches Leiden und mitunter auch Schmerzen. Sie müssen ein gutes Körpergefühl, eine ausgezeichnete Körperbeherrschung und Geschicklichkeit vorweisen können, um die Anwendungen angenehm und schmerzfrei zu gestalten.
Manchmal kümmern Sie sich über einen längeren Zeitraum um Patienten/innen. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie alle Behandlungsgründe kennen und einzelne Anwendungen abrufen können. Das setzt eine allgemeine Merkfähigkeit und ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten voraus.
Sie arbeiten auch belehrend und geben Bewegungsratschläge und Übungsvorschläge mit auf den Weg. Hier sind sozialpädagogische Kompetenzen unerlässlich. Es gibt Patienten/innen, die schwere Krankheiten und Unfälle überwunden haben. Sie helfen Ihnen beim Kampf zurück ins Leben. Das geht nicht ohne menschliches Einfühlungsvermögen.
Der Arbeitsalltag läuft strikt nach Plan ab und ist doch jeden Tag anders gestaltet. Sie müssen viele Tätigkeiten in Eigenregie regeln und trotzdem mit einem Team kooperieren. Dazu benötigen Sie Organisationstalent und den Willen, sich auf immer neue Planungen einzulassen.
Wie viel verdient ein Physiotherapeut?
Das Gehalt hängt stark von der Art der Beschäftigung ab. Im medizinischen Bereich, in Kliniken und Krankenhäusern, ist der Verdienst hoch. Im Wellnessbereich oder innerhalb von touristischen Einrichtungen ist der Verdienst deutlich niedriger.
Während der Ausbildung:
Obwohl die Berufsusbildung an staatlichen Schulen erfolgt, wird keine Ausbildungsvergütung gezahlt. Unter Umständen können Sie aber andere staatliche Unterstützungsleistungen beziehen. Das hängt von Ihren persönlichen Lebensumständen ab.
Als Berufseinsteiger:
Das monatliche Einstiegsgehalt in dieser Branche liegt zwischen ca. 1700 und 2300 € brutto. In Kliniken steigt der Verdienst jährlich an. Einige medizinische Einrichtungen zahlen Tariflohn.
Mit Berufserfahrung:
Erfahrene Fachkräfte sind meist in Krankenhäusern oder Kliniken beschäftigt und werden nach Tariflohn bezahlt. Nach drei Jahren Berufstätigkeit liegt der monatliche Bruttoverdienst zwischen ca. 2500 und 2900 €. Im Laufe der Zeit, werden die Löhne in der Regel angepasst. In regulären Beschäftigungsverhältnissen erzielt man ein monatliches Bruttogehalt zwischen 2900 und 3300 €. Höhere Gehälter erreicht man nur innerhalb von leitenden Positionen.
Im Touristikbereich wird die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen extra entlohnt. Auf Kreuzfahrtschiffen ist der Lohn geringer, aber Kost und Logis sind frei.
Welche Aufgaben hat man als Physiotherapeut?
Das Aufgabengebiet ist umfangreich, aber es basiert auf drei Haupttätigkeiten:
- Erhaltung der Beweglichkeit
- Wiederherstellung der Beweglichkeit
- Verbesserung der Beweglichkeit
Während der Ausbildung:
Während der Ausbildung durchlaufen Sie einige therapeutische Bereiche über Praktika. Der Hauptteil der Ausbildung findet aber in Unterrichtsräumen statt. Sie lernen jede einzelne Therapieform kennen und weisen Sie im späteren Berufsleben den Patienten/innen zu.
Damit Sie die Therapieformen anwenden können, müssen Sie die Anatomie des Menschen und seine körperlichen Funktionen verstehen. Sie bekommen eine genaue Einweisung in die Krankheitslehre und erhalten eine Art medizinische Grundausbildung.
Da Sie später sehr nah am Mensch arbeiten, müssen Sie sich mit allen geltenden Hygieneregeln vertraut machen. Ihre zukünftigen Patienten/innen haben körperliche Leiden. Manchmal können unvorhersehbare Dinge geschehen, da physiotherapeutische Behandlungen für den/die Patienten/in anstrengend und belastend sein können. Im Notfall müssen Sie eingreifen können und Hilfestellungen geben. Das lernen Sie mithilfe einer intensiven Ausbildung in Erste Hilfe.
Im Berufsleben:
Alle therapeutischen Maßnahmen werden ärztlich verordnet. Sie müssen Sorge dafür tragen, dass alle Übungen genau den Vorgaben entsprechen und keine Schäden verursachen. Ihre eigenen Eindrücke fließen in den Therapieverlauf mit ein. Jede Behandlung ist anders. Sie tragen einen hohen Grad an Verantwortung, denn die Patienten/innen haben alle eine eingeschränkte Bewegung aus folgenden Gründen:
- Alter
- Unfälle aller Art
- Krankheiten
- Behinderungen
Sie behandeln in der Gruppe oder einzeln. Dabei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, wie Elektrotherapien, Hydrotherapien, Wärmetherapien und Atemtherapien. Viele Patienten/innen sind am Anfang der Behandlung auf Hilfsmittel, wie Krücken, Rollatoren oder Rollstühle angewiesen. Ihre Tätigkeit besteht darin, die Patienten/innen von ihren Hilfsmitteln zu befreien. Auch verbal müssen Sie Einfluss nehmen. Sie sprechen den Patienten/innen Mut zu und motivieren Sie mit der Zeit auf die Hilfsmittel zu verzichten.
Bei einigen Patienten/innen ist nicht nur die Bewegung eingeschränkt. Sie haben auch eine Beeinträchtigung anderer Körperfunktionen, wie Durchblutung oder Stoffwechsel. Auch darauf müssen Sie reagieren und den Therapieplan entsprechend anpassen. In der Regel erstellen Sie eine eigene physiotherapeutische Anamnese.
Sie sind auch lehrend tätig. Sie zeigen den Patienten/innen, wie sie die Übungen zu Hause durchführen. Auch bei der Nutzung der einzelnen Hilfsmittel geben Sie wertvolle Tipps an die Patienten/innen weiter.
In Kurkliniken, Kursinstituten und touristischen Einrichtungen haben Sie andere Hauptaufgaben. Hier kümmern Sie sich in erster Linie um das Wohlbefinden von Gästen und Kursteilnehmer/innen. Sie leiten einen Wassergymnastikkurs, lehren Beckenbodenübungen nach einer Schwangerschaft oder massieren mit hochwertigen Kräuterölen.
Wo arbeitet ein Physiotherapeut?
Als Physiotherapeut/in haben Sie nur selten einen festen Arbeitsplatz. Sie können an folgenden Arbeitsorten tätig sein:
In medizinischen Einrichtungen:
- Behandlungszimmer
- Patienten- und Krankenzimmer
- Sporthallen
- Schwimmhallen
In touristischen Einrichtungen:
- Gästezimmern
- Hotelschwimmbäder
- Wellnessbereich
- Pool- und Sonnendeck
In Kurszentren:
- Kurszimmer
- Hallen
- Schwimmbäder
In privaten Einrichtungen:
- Häuser und Wohnungen
- Andere Privaträume
- Büros
Der Arbeitsbereich orientiert sich an den Einrichtungen vor Ort. Moderne Praxen, Krankenhäuser und Kurkliniken haben einen großen physiotherapeutischen Bereich. Hier ist das Angebot an Maßnahmen umfangreicher. Eventuell arbeiten Sie in einem eigenen Bewegungsbecken oder in einem sprudelnden Warmwasserpool. In Kurkliniken stehen Ihnen auch Außenflächen für die Behandlung zur Verfügung. Manchmal hat auch jede Therapieform ein eigenes Behandlungszimmer. Zudem stehen Ihnen zahlreiche Hilfsmittel und elektrische und mechanische Therapiegeräte zur Verfügung.
Einige wenige Physiotherapeuten/innen sind auch in Sportzentren oder direkt über Vereine angestellt. Sie kümmern sich um Spieler und sorgen dafür, dass sie nach Verletzungen schnell wieder fit werden.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Physiotherapeut?
Das Berufsfeld bietet einige Aufstiegsmöglichkeiten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Spezialisierung von verschiedenen Behandlungstechniken. Eine Weiterbildung bezieht sich auf die Heilkunde Osteopathie. Um in diesem Bereich erfolgreich zu sein, benötigt man Berufserfahrung. Nach Abschluss der Schulung darf man sich Osteopathe/in nennen.
Eine weitere Weiterbildungsmaßnahme beschäftigt sich mit der Lymphtherapie. Diese Heilkunde beinhaltet eine besondere Massagetechnik, mit der Proteine und Wasser aus dem Körper geleitet werden. Hier hat man ausgezeichnete Aufstiegschance, da nur wenige Therapeuten diese Technik beherrschen.
Sie können auch den Schritt in die Selbstständigkeit gehen. Physiotherapeutische Praxen arbeiten sehr erfolgreich. Nach drei Jahren erfolgreicher Berufstätigkeit darf man sich selbstständig machen. Kurse in Betriebswirtschaftslehre und Schulungen zur Neugründung einer Praxis werden von Kammern und Berufsverbänden angeboten.
Sie können Ihre Praxis komplett neu gründen oder eine bestehende Praxis übernehmen. Einige Physiotherapeuten/innen eröffnen Praxen gemeinsam, um Kosten zu sparen. Diese Möglichkeit führt zum Erfolg, wenn beide auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert sind. Alternativ können Sie sich auch an einer Praxisneugründung beteiligen oder sich in eine bestehende Praxis einkaufen.
Die Bundesagentur für Arbeit steht bei einer Praxisneugründung beratend zur Seite. Einige Kammern haben auch spezielle Abteilungen für Existenzgründungen. Eine Finanzberatung bietet die KfW Mittelstandsbank an.
Werr im Besitz der Fachhochschulreife oder der allgemeinen Hochschulreife ist, dann ein berufsbezogenes Fach studieren. Beliebte Studienfächer sind Management im Gesundheitswesen und Gesundheits- und Sozialwesen.