Beruf Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen
Welche Ausbildung benötigt man als Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Diesen erlernen Sie über 3 Jahre hinweg dual an der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb. Seine Vorgängerberufe sind:
- Versicherungskaufmann/-frau
- Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen mit den Fachrichtungen Versicherung und Finanzberatung
Für das Ausbildungsjahr 2022 gilt die modernisierte Ausbildungsordnung für angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen. Die ehemaligen Fachrichtungen ersetzen die Wahlqualifikationen:
- Risiken für Nicht-Privatkunden absichern
- Im Vertrieb betriebswirtschaftlich arbeiten
- Digitalisierungsprozesse in der Versicherungswirtschaft initiieren und begleiten
- Risikomanagement durchführen
- Versicherungsfälle managen
Die Änderungen zielen auf eine stärkere Kundenorientierung ab und berücksichtigen die voranschreitende Digitalisierung in dieser Branche. Eine gestreckte Abschlussprüfung ersetzt die Zwischen- und die Abschlussprüfung. Die Auszubildenden legen sie vor der Industrie- und Handelskammer in zwei Teilen ab:
- Erster Teil der Abschlussprüfung: im 4. Ausbildungshalbjahr
- Zweiter Teil der Abschlussprüfung: am Ende des 3. Ausbildungsjahres
Bevor es dazu kommt, benötigt der/die zukünftige Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen einen Ausbildungsvertrag. Für wen sich die Ausbildungsbetriebe entscheiden, bleibt ihnen überlassen. Überwiegend halten sie die Hochschulreife für einen soliden Abschluss für diese Ausbildung. Alternativ bringen Bewerber einen guten mittleren Bildungsabschluss mit.
Sind Sie minderjährig, benötigen Sie zum Ausbildungsvertrag ein Attest. Für dieses untersucht ein Arzt Sie auf die körperliche und geistige Eignung für den Beruf Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen. Den Ausbildungsvertrag unterschreiben Sie und beide Elternteile. Bei Volljährigen reicht deren alleinige Unterschrift aus.
Vor Ihrer Bewerbung prüfen Sie Ihren Berufswunsch. Eignet sich die Ausbildung für Sie und bringen Sie die notwendigen Interessen und Fähigkeiten mit?
Welche Fähigkeiten braucht man als Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Aussicht auf Freude am Beruf und einen guten Ausbildungsabschluss haben Sie, wenn Sie Interesse zeigen an:
- der Wirtschaft und den Finanzen
- verwaltend-organisatorischen Aufgaben
- kaufmännischen Tätigkeiten und deren Organisation
- sozial-beratenden Aufgaben
Um diese Tätigkeiten ausführen, bringen Sie Vorkenntnisse aus der Schule in Englisch und Deutsch mit. Die Kundschaft und geschäftliche Kontakte erwarten eine korrekte Rechtschreibung und mündlich wie schriftlich grammatikalisch einwandfreie Sätze. Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen zeichnen sich durch eine gute Kommunikationsfähigkeit aus. Diese benötigen Sie für Beratungsdienstleistungen und Verkaufsgesprächen.
Der Kundschaft treten Sie selbstbewusst und aufgeschlossen sowie vorurteilsfrei gegenüber. In Ihrem Job als Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen agieren Sie service- und kundenorientiert. Die Kundendaten verwalten Sie verantwortungsbewusst. Sie geben diese nicht an Dritte weiter. Handeln Sie Konditionen aus, legen Sie Verhandlungsgeschick an den Tag.
Beim Berechnen von Entschädigungsleistungen kommen Ihnen Ihre Rechenfertigkeiten und Ihr Interesse an der Mathematik zugute. Mit Ihrer Fähigkeit, sich über lange Zeit zu konzentrieren und sorgfältig zu arbeiten, bewältigen Sie verschiedene dem Berufsbild entsprechende Aufgaben. Zu diesen zählt die Kontrolle von Anträgen. Die Tätigkeit erfordert Kenntnisse der Wirtschaft und des Rechts. Ihre Kompetenzen schriftlich und mündlich in Englisch zu kommunizieren, erleichtern es Ihnen, mit internationaler Kundschaft Verträge abzuschließen und sie eingehend zu beraten.
Wie viel verdient ein Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Die Einkünfte, die Sie als Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen erzielen, hängen bei tarifgebundenen Unternehmen von den Tarifverhandlungen ab. Gehört der Betrieb, an dem Sie angestellt sind, zu den tariflich unabhängigen, entspricht Ihr Verdienst dem, was Sie mit Ihrem Arbeitgeber aushandeln. Garantiert ist Ihnen der gesetzliche Mindestlohn, in der Ausbildung die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung.
Die Größe des Unternehmens ist ein weiteres Kriterium für die Höhe Ihres Gehaltes. Konzerne und Großbetriebe zahlen durchschnittlich mehr als kleine oder solche von mittlerer Größe. Den Verdienst beeinflussen zudem:
- die Region
- Ihr Alter
- Ihr Fachwissen
- Ihre Lernbereitschaft (Teilnahme an Anpassungs- und Aufstiegsweiterbildungen)
- die Jahre der Berufszugehörigkeit
- Ihr Arbeitseifer
Während der Ausbildung erhalten Sie eine Ausbildungsvergütung, die jährlich in der Höhe steigt. Ein Beispiel der Bundesagentur für Arbeit:
- Erstes Ausbildungsjahr ca. 1.070 € brutto/Monat
- Zweites Ausbildungsjahr ca. 1.145 € brutto/Monat
- Drittes Ausbildungsjahr ca. 1.230 € brutto/Monat
Als Berufseinsteiger erhalten Sie je nach Branche, in der Sie tätig sind, unterschiedliche Einstiegsgehälter. Sie betragen:
- im Versicherungsgewerbe ca. 2.700 € bis 2.800 €
- im Bankgewerbe ca. 2.500 bis 2.600 € brutto/Monat
Mit Berufserfahrung verdienen Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen ca. 3.800 bis 5.850 € brutto/Monat. Wie viel Sie in welchem Alter durchschnittlich verdienen, veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit:
- unter 25 Jahre – ca. 3.473 € brutto/Monat
- 25 bis 54 Jahre – ca. 4835 € brutto/Monat
- 55 Jahre und darüber – ca. 5.392 € brutto/Monat
Welche Aufgaben hat man als Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Während der Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen lernen Sie die Theorie in der Berufsschule und die praktischen Tätigkeiten im Betrieb. Während Ihrer Ausbildungszeit ist das Führen eines Berichtsheftes Pflicht. Dieses überprüft die ausbildende Fachkraft in regelmäßigen Abständen.
Sie führen verschiedene Tätigkeiten abhängig vom Ausbildungsstand unter Anleitung aus: Sie:
- beraten zum Thema Vorsorge (im Alter, bei Berufsunfähigkeit, Unfall)
- erstellen Angebote
- schließen Verträge ab
- passen bestehende Verträge an die Lebenssituation der Kundschaft an
- unterstützen Versicherungsnehmer bei Schadensfällen
- beraten zur Finanzierung von Immobilien und zur Vermögensanlage
- Kundenbeschwerden zu bearbeiten
Als Auszubildender lernen Sie die rechtlichen sowie vertraglichen Rahmenbedingungen für Versicherungs- und Finanzverträge und für die Versicherungsvermittlung kennen. Im Bereich Rechnungswesen erfahren Sie, wie Sie dieses zur kaufmännischen Steuerung und Kontrolle verwenden. Ein weiteres Lernfeld sind die Finanzanlagen, für deren Chancen und Risiken Sie ein Bewusstsein erlangen. Sie üben sich darin, diese beurteilen und darzustellen.
In der Berufsschule eignen Sie sich Wissen in berufsspezifischen Lernfeldern an und erweitern Ihre Kompetenzen in den Fächern Deutsch sowie Wirtschafts- und Sozialkunde.
Im Berufsleben gehört es zu Ihrem Berufsbild, Aufträge zu akquirieren. Den Kontakt nehmen Sie überwiegend telefonisch auf und vereinbaren persönliche Gespräche mit der potenziellen Kundschaft. Zu ihren weiteren Tätigkeiten gehört es:
- Verträge aufzusetzen
- Kundendaten im Computer einzutragen und die Kundendatei zu pflegen
- Verträge zu verwalten
- Immobilienfinanzierungen für den Kunden zu prüfen, Musterberechnungen zu erstellen
- Kunden zu Versicherungen, Anlagen und Finanzierungen zu beraten
- die Schadenbearbeitung eigenverantwortlich zu übernehmen
Wo arbeitet ein Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Typische Beschäftigungsorte für eine/n Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen sind Versicherungsgesellschaften und -makler. Daneben sind Angehörige des Berufes bei Finanzdienstleistungsunternehmen, in Unternehmensberatungen und bei Kreditinstituten zu finden. Große Wirtschaftsunternehmen beschäftigen die Kaufleute in ihren Finanzabteilungen, Inkassobüros in denen für Versicherungswesen.
Ihre Aufgaben erledigen sie in Büroräumen oder von zu Hause aus. Bei Kundenbesuchen wechselt der Arbeitsort in die Privaträume oder in die der zu betreuenden Betriebe. Meldet ein/e Versicherungsnehmer/in einen Schaden, bewegen Sie sich zum Ort des Geschehens. Sind Sie im Innendienst eines Unternehmens beschäftigt, ist Teamarbeit möglich. Überwiegend arbeiten Sie allein. Ihre Arbeitszeiten fallen häufig in die Abendstunden und Sie stellen sich auf Wochenendarbeit ein. Zu diesen Zeiten treffen Sie Ihre Kundschaft zu Hause an.
Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen kleiden sich seriös. Bei Auswärtsterminen und im Betrieb ist Businesskleidung Standard. Piercings und Tätowierungen sind unter der Arbeitskleidung zu verbergen. Was Sie bei der Arbeit zu Hause tragen, bleibt Ihnen überlassen. Eine Ausnahme bildet häuslicher Kontakt mit der Kundschaft und die Teilnahme an Videokonferenzen.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen?
Der Aufbau Ihrer Karriere beginnt in der Ausbildung. Neben Ihrer Wahlqualifikation haben Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen die Option, die folgenden Zusatzqualifikationen zu erwerben:
- Europaassistent/in
- Finanzassistent/in
- Fremdsprache für kaufmännische Auszubildende
Sie behandeln Themen, die nicht in der Ausbildungsordnung enthalten sind. Im Beruf sichern Sie sich Ihren Arbeitsplatz durch den Erwerb von zusätzlichen Kompetenzen und der Auffrischung der vorhandenen. Dazu besuchen Sie Anpassungsweiterbildungen. Eine Führungsposition zu bekleiden, erfordert eine Aufstiegsweiterbildung zum/zur:
- Fachberater/in für Finanzdienstleistungen
Gehalt ca. 4.680 € bis mehr als 6.700 € brutto/Monat - Fachwirt/in für Versicherungen und Finanzen
Gehalt ca. 3.950 € bis 6.620 € brutto/Monat> - Fachwirt/in Finanzierung und Leasing
Gehalt ca. 4.330 € bis 6.380 € brutto/Monat - Fachwirt/in Investment
Gehalt ca. 4.680 € bis mehr als 6.700 € brutto/Monat - Fachmann/-frau für Versicherungsvermittlung Gehalt ca. 3.800 bis 5.850 € brutto/Monat
Die Chance, in hohe Führungspositionen aufzusteigen, ergibt sich durch ein Studium. Dazu belegen Sie themennahe Studienfächer wie Versicherungsbetriebswirtschaft oder Bank, Finanzdienstleistungen. Alternativen ergeben sich mit dem Studium Steuern, Prüfungswesen oder dem der Finanz- und Wirtschaftsmathematik.