Beruf Hebamme
Welche Ausbildung benötigt man als Hebamme?
Bis 2020 brauchte man für die dreijährige Ausbildung zur Hebamme entweder die Mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer zweijährigen Pflegevorschule oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung im gesundheitlichen Bereich. Viele Bewerber haben trotzdem ein Abitur oder die Fachhochschulreife und Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Ab Dezember 2022 ist dieser Werdegang jedoch nur noch mit einem Bachelorabschluss möglich, um ihn besser international vergleichbar zu machen. Das bedeutet, dass Sie die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife benötigen, um das duale Studium anzutreten. Die Regelstudienzeit beträgt drei Jahre und es verbindet ein wissenschaftliches Studium mit Berufserfahrung dank eines sehr hohen Praxisanteils, der in Krankenhäusern oder im ambulanten Bereich stattfinden kann.
Welche Fähigkeiten braucht man als Hebamme?
Grundvoraussetzung für diesen Beruf ist es, dass Sie gern mit Menschen und Babys arbeiten. Sie brauchen Geduld, Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit. Manchmal ist auch etwas Überzeugungskraft nötig. Dazu kommt ein Interesse an medizinischen Themen und gute Kommunikationsfähigkeiten.
Auch Empathie und psychische Belastbarkeit sind wichtig, wenn mal nicht alles rund läuft, denn auch in Krisensituationen, bei Komplikationen oder im Verlustfall müssen Sie Ruhe bewahren und den Eltern zur Seite stehen. Die Verantwortung in diesem Berufsbild ist groß und davor dürfen Sie sich nicht scheuen.
Wie viel verdient eine Hebamme?
Das Gehalt als Hebamme hängt davon ab, ob Sie im öffentlichen Dienst, freiberuflich oder in einer privaten Praxis arbeiten und wie viel Berufserfahrung Sie haben. Generell verdienen Sie mit zunehmender Erfahrung entsprechend mehr, doch auch Weiterbildungen und der Erwerb zusätzlicher Qualifikationen können Ihr Einkommen steigern.
Während der Ausbildung: Die Ausbildungsvergütung im öffentlichen Dienst beträgt ca. 980 € bis 1.200 € brutto monatlich im ersten Lehrjahr, 1.040 € bis 1.250 € monatlich im zweiten Jahr und rund 1.140 € bis 1.350 € im dritten Ausbildungsjahr. Dies gilt nur für duale Ausbildungen, doch auch das duale Studium wird vergütet. An einer privaten Schule zahlen Sie meist Lehrgangsgebühren, doch es ist eventuell möglich, BAföG zu erhalten.
Als Berufseinsteiger: Arbeiten Sie im öffentlichen Dienst, werden Sie tariflich bezahlt und erhalten zu Beginn Ihrer Karriere etwa 2.000 € bis 2.400 € brutto monatlich, ähnlich wie andere Berufe im Bereich Pflege. Dazu kommen Aufschläge für Überstunden, Nachtarbeit und Sonn- und Feiertage.
Wenn Sie in einer privaten Hebammenpraxis angestellt sind, verdienen Sie häufig weniger, doch auch hier nicht unter 1.470 € brutto im Monat. Freiberufler tragen ein höheres Risiko, da sie an Aufträge gebunden sind und nach festgelegten Sätzen der Krankenversicherung bezahlt werden. Dazu kommen hohe Abgaben an die Versicherungen, um im Schadensfall abgesichert zu sein.
Mit Berufserfahrung: Je mehr Erfahrung Sie haben, desto höher werden Sie im Tarifvertrag eingestuft und Sie können bis zu 2.800 € brutto pro Monat verdienen. Je nach Bundesland sind Tarife unterschiedlich geregelt.
Welche Aufgaben hat man als Hebamme?
Die Tätigkeiten als Hebamme sind vielfältig und abwechslungsreich. Keine zwei Schwangerschaften sind gleich und Sie kommen mit immer anderen Menschen in Kontakt. Ihre Aufgabe besteht darin, Frauen während der Schwangerschaft und Entbindung zu begleiten und sie nach der Geburt und während der Stillzeit zu unterstützen.
Während der Ausbildung: Zuerst lernen Sie, wie der menschliche Körper aufgebaut ist und welche Funktionen die Organe haben. Dazu kommen theoretische Inhalte der Schwangerschaft wie Kindslagen, Geburtsphasen und mögliche Komplikationen sowie Abweichungen von einer Regelschwangerschaft und Erste Hilfe in Notfällen.
Ihnen wird der Umgang mit Geburtshilfeinstrumenten und anderen Apparaten erklärt und welche Hygienemaßnahmen Sie zu treffen haben. Des Weiteren erfahren Sie, was für Krankheiten es gibt, wie man sie behandelt und ihnen vorbeugt und wie man Arzneimittel dosiert.
Wichtig ist auch zu erlernen, mit Säuglingen umzugehen, wenn man sie wickelt, füttert, badet oder ankleidet und was für Reifezeichen bei Neugeborenen vorliegen. Für die Betreuung der Mutter lernen Sie Maßnahmen bei Rückbildungsstörungen, Infektionen oder Blutungen.
Rechtliche Vorschriften und die Organisation des Arbeitsalltags sind Kompetenzen, die ebenso wichtig sind, wie psychologische Grundlagen und die tatsächlichen Abläufe während der Geburt. Praxiserfahrung sammeln Sie als Praktikanten in Kreißsälen oder Geburtenhäusern und schauen dort erfahrenen Kollegen über die Schulter.
Im Berufsleben: Vor der Geburt stehen Sie den werdenden Eltern beratend und unterstützend zur Seite und bereiten sie mithilfe verschiedener Maßnahmen auf die Entbindung vor. So geben Sie Geburtsvorbereitungskurse, machen Ultraschalluntersuchungen und helfen bei Schwangerschaftsproblemen. Für jegliche Fragen sind Sie der erste Ansprechpartner und Sie sorgen dafür, dass selbst bei Risikoschwangerschaften alles so gut verläuft wie möglich.
Natürlich sind Hebammen bei der Geburt dabei und führen diese selbstständig durch, außer es gibt Komplikationen, die eine ärztliche Versorgung nötig machen. Doch auch in einem solchen Fall bleiben Sie dabei und assistieren. Ärzte dürfen nur im Notfall eine Geburt ohne Hebamme durchführen und müssen diese normalerweise hinzuziehen.
Vor der Geburt zeigen Sie der werdenden Mutter Entspannungstechniken und beruhigen sie während der Wehen. Stets achten Sie darauf, dass es Mutter und Kind gut geht und helfen dem Baby durch den Geburtskanal. Anschließend durchtrennen Sie die Nabelschnur, wiegen und messen das Kind, testen seine Reflexe und begleiten den Moment, wenn das Neugeborene zum ersten Mal in den Armen seiner Eltern liegt.
Hinterher kontrollieren Sie die Nachgeburt und betreuen Mutter und Kind. Sie führen die Nachsorge und Dokumentation durch und halten den Ablauf der Geburt schriftlich fest. Zum Teil kümmern Sie sich auch um die Reinigung des Raumes. In den folgenden Tagen und Wochen übernehmen Sie die sogenannte Wochenbettbetreuung und sorgen dafür, dass es Mutter und Kind gut geht und beantworten Fragen zu Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheit und ähnlichem.
Sind Sie Familienhebamme, kümmern Sie sich um Familien mit medizinischen oder sozialen Risikofaktoren, wie zum Beispiel minderjährige Mütter oder Familien, in denen Suchterkrankungen vorherrschen. In diesem Fall dauert die Betreuung meist länger als gewöhnlich. Freiberuflich arbeitende Hebammen besuchen Familien zu Hause und führen dort ähnliche Aufgaben aus, wie ihre Kollegen im Krankenhaus.
Ihre Aufgaben im Überblick:
- Begleitung, Versorgung, Beobachtung und Betreuung werdender Mütter.
- Leitung physiologischer Geburten, Untersuchung, Überwachung und Pflege von Neugeborenen.
- Beratung und Vorbereitung der Eltern auf die Geburt und ihre anschließende Betreuung.
Wo arbeitet eine Hebamme?
Hebammen arbeiten überwiegend in geburtshilflichen Abteilungen von Krankenhäusern, in Kreißsälen, Geburtshäusern, Hebammenpraxen oder freiberuflich. Sie können aber auch bei Gesundheitsämtern und sozialen Diensten Anstellung finden. Die meiste Zeit verbringen sie in Praxen und Büroräumen sowie Kreißsälen und Entbindungsräumen und auf den Stationen für Schwangere und Säuglinge. Teilweise arbeiten Sie auch in Gymnastikräumen und in Privatwohnungen.
Die Arbeit von Hebammen findet für gewöhnlich im Schichtdienst statt, doch da eine Geburt nicht wirklich geplant werden kann, arbeiten Sie teilweise auch zu ungeregelten Zeiten, nachts, am Wochenende oder in Bereitschaft. Bei Geburten tragen Sie Schutzkleidung wie Kittel, Einweghandschuhe oder einen Mundschutz und Sie haben unmittelbaren Kontakt zu Mutter und Säugling. Mitunter können Entbindungen auch körperlich oder seelisch anstrengend sein.
Sie sollten sich bewusst machen, dass Sie als Hebamme mit Blut und anderen Ausscheidungen zu tun haben und in medizinischen Einrichtungen arbeiten werden. Es kann eine Infektionsgefahr bestehen und Sie werden auch mit problembelasteten Menschen umgehen müssen.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Hebamme?
Wenn Sie sich als Hebamme weiterbilden wollen, können Sie beispielsweise eine Fortbildung machen, um anschließend leitende Funktionen zu übernehmen, Auszubildende zu unterrichten oder als Manager zu arbeiten.
Neue Erkenntnisse und Möglichkeiten zum Thema Geburt kommen stets hinzu und in einigen Bundesländern gibt es sogar eine Fortbildungsverpflichtung, um sicherzustellen, dass Sie immer auf dem neuesten Stand sind. Anpassungsweiterbildungen gibt es zum Beispiel zu folgenden Themen:
- Geburts- und Familienvorbereitung
- Stillen
- Emotionale Hilfestellung bei Geburten
Aufstiegsweiterbildungen, die Ihnen neue und höhere Positionen ermöglichen, sind beispielsweise:
- Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen
- Betriebswirt Management im Gesundheitswesen
- Stationsleiter
- Pflegedienstleiter
- Lehrer an Schulen im Gesundheitswesen
Weiterführende Studiengänge, um Ihr Wissen und Ihre Kenntnisse zu vertiefen, sind:
- Angewandte Gesundheitswissenschaft
- Medizinische Assistenz
- Humanmedizin
- Gesundheitsmanagement
- Gesundheits- und Pflegemanagement