Beruf Hörgeräteakustiker
Welche Ausbildung benötigt man als Hörgeräteakustiker?
Der Zugang zum Berufsbild des/der Hörgeräteakustiker/in erfolgt über eine klassische Berufsausbildung. Die Ausbildungszeit beträgt drei Jahre.
Es handelt sich um eine duale Berufsausbildung, die abwechselnd in einem Ausbildungsbetrieb und einer Berufsschule stattfindet. Der Berufsschulunterricht kann als Blockunterricht über mehrere Wochen hinweg oder als täglicher Unterricht einmal pro Woche organisiert sein.
Es gibt keine geregelte Zugangsvoraussetzung zum Ausbildungsberuf des/der Hörgeräteakustiker/in. Ausbildungsbetriebe verlangen aber überwiegend einen mittleren Bildungsabschluss oder Abitur. Unabhängig vom Schulabschluss sind gute Noten in den Fächern Mathematik, Physik und Werken oder Technik unerlässlich. Da Sie schon während der Ausbildung dauerhaft mit Patienten/innen zu tun haben, sollten Sie die deutsche Sprache fehlerfrei in Wort und Schrift beherrschen.
Etwa zur Hälfte der Ausbildungszeit müssen Sie eine Zwischenprüfung ablegen. Am Ende der Ausbildung legen Sie die Gesellenprüfung ab. Sie besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil.
Welche Fähigkeiten braucht man als Hörgeräteakustiker?
Neben einem passenden Schulabschluss und guten Noten in spezifischen Fächern sollten Sie eine hohe Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Ihre Patienten/innen müssen sich auf Ihre Kompetenzen verlassen können. Sie stellen sicher, dass sich die Hörfähigkeit des/der Patienten/in verbessert. Dazu müssen Sie genaue Fragen stellen und die Hörempfindungen genau einschätzen können. Das geht nur durch eine ständige Kommunikation.
Manchmal reicht die Kontrolle der Hörempfindungen für die Anpassung des Hörgerätes nicht aus. Der/die Patient/in hat einen unterschiedlichen Anspruch an das Gerät. In erster Linie muss das Hörgerät mit den Alltagsaktivitäten harmonieren. Die Kundenkommunikation muss weit über einen Small Talk hinausgehen. Sie müssen Ihre Patienten/innen zu Ihren Alltagsgewohnheiten befragen. Das geschieht nicht aus Neugier, sondern dient der Anpassung des Gerätes. Sie müssen kommunikativ sein und selbstbewusst auftreten.
Sie benötigen Einfühlungsvermögen, denn der Verlust der Hörfähigkeit ist für viele Patienten/innen belastend. Oftmals entsteht ein Hörschaden auch in Folge von schweren Krankheiten oder Unfällen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Machen Sie den Patienten/innen Hoffnung und holen Sie ihre Lebensfreude mit dem Erhalt eines Hörgerätes zurück.
Die Zusammenstellung des passenden Hörgerätes muss gewissenhaft erfolgen. Sie müssen gründlich und sehr genau arbeiten, um spätere Hörfehler zu vermeiden. Auch die Anpassung muss genau und mit viel Verständnis für die Patienten/innen erfolgen.
Wie viel verdient ein/eine Hörgeräteakustiker?
Einen Gehaltsunterschied gibt es nur zwischen den alten und neuen Bundesländern. Im Osten sind die Gehälter geringer, aber konstant. In den alten Bundesländern ist der Verdienst höher, aber auch hier gibt es innerhalb der einzelnen Bundesländer kaum Unterschiede. Das monatliche Bruttogehalt schwankt zwischen ca. € 1500 und 2500 €.
Während der Ausbildung:
Auch bei der Ausbildungsvergütung gibt es ein Ost-West-Gefälle. In Hamburg und Hessen verdienen Sie schon während der Ausbildung deutlich mehr als in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Deutschlandweit ist der Ausbildungsverdienst nach Lehrjahren gestaffelt.
- Gehalt im 1. Ausbildungsjahr zwischen ca. 590 und 910 € brutto im Monat.
- Gehalt im 2. Ausbildungsjahr zwischen ca. 610 und 1050 € brutto im Monat.
- Gehalt im 3. Ausbildungsjahr zwischen ca. 780 und 1150 € brutto im Monat.
Als Berufseinsteiger:
Die Einstiegsgehälter sind auch in Ost und West geteilt. Im Osten bleiben Berufsanfänger/innen immer unter der 2000-Euro-Grenze pro Monat an Bruttogehalt. Im Westen beginnen die monatlichen Einstiegsgehälter bei ca. 2000 € brutto. In größeren Unternehmen sind die Gehälter höher. In Kleinbetrieben in der ostdeutschen Provinz ist der Verdienst am geringsten.
Mit Berufserfahrung:
Berufserfahrene Hörgeräteakustiker/innen erhalten ein monatliches Gehalt zwischen ca. 2200 und 2500 € brutto. Höhere Verdienste werden nur in leitenden Positionen erzielt. Um in diesen Positionen zu arbeiten, benötigen Sie eine Weiterbildung zum/zur Meister/in oder zum/zur Techniker/in. Eine Option für einen höheren Verdienst ist der Schritt in die Selbstständigkeit.
Welche Aufgaben hat mal als Hörgeräteakustiker?
Hörgeräteakustiker/innen haben ein überschaubares, aber verantwortungsbewusstes Aufgabenfeld. Es bezieht sich auf diese Bereiche:
- Beratung von Patienten/innen mit Hörfehlern
- Auswahl und Anpassung der Hörgeräte
- Kontrolle und Wartung der Hörgeräte
Während der Ausbildung:
Im ersten Ausbildungsjahr werden Sie an den Beruf herangeführt. Ihre gesamten Tätigkeiten beziehen sich auf der Kommunikation mit Patienten/innen. Sie lernen den Umgang mit Patienten /innen und die individuelle Auswahl des Hörgerätes. Dabei beschäftigen Sie sich mit unterschiedlichen Hörgerätesystemen und dem technischen Aufbau der Hörgeräte.
Im zweiten Lehrjahr beschäftigen Sie sich mit der Anpassung der Hörgeräte. Sie beginnen damit, die Hörgeräte individuell auszuwählen. Junge Patienten/innen bevorzugen kleine und unscheinbare Geräte. Bei älteren Patienten/innen steht die einfache Nutzung des Hörgerätes im Vordergrund. Jedes Hörgerät muss sich optimal an die Form der Ohren anpassen und eine Hörverbesserung garantieren.
Im Berufsleben:
Im Berufsleben müssen Sie immer auf die Anliegen der Patienten/innen eingehen. Sie müssen ihnen zuhören und sich in ihren Alltag hineinversetzen können. Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen sind eine Grundvoraussetzung. Diese muss auch dann gewährleistet sein, wenn Sie sich nicht so gut fühlen. Die Patienten/innen vertrauen Ihnen und sie sind auf Ihr Fachwissen angewiesen.
Mit der Zeit wird jeder Arbeitsschritt zur Routine. Trotzdem arbeiten Sie individuell. Die Routine liegt darin, dass Sie schon nach kurzer Betrachtung der Ohrform das Hörgerät auswählen. Die Anpassung bleibt aber bei allen Patienten/innen individuell.
Die Auswahl des Hörgerätes hat leider nicht nur technische Aspekte. Hörgeräte sind hochwertige technische Geräte. Entsprechend hoch ist der Preis. Sie müssen die Patienten/innen auch über die Kosten aufklären. Nicht alle Krankenkassen übernehmen die gesamten Kosten für den Erhalt eines Hörgerätes. Oftmals ist auch das Budget der Krankenkassen vorgegeben. Dann stehen für den/die Patienten/innen nur bestimmte Modelle zur Auswahl. Eine optimierte Anpassung kann dann nur mit einer Zuzahlung erfolgen.
Oftmals zeigen sich die Schwachstellen erst im Alltag. Dank eines Abgusses und einer am Ohr angepassten Anfertigung sitzt das Gerät perfekt. Trotzdem kann es zu Hörproblemen kommen. Jetzt sind Sie gefragt. Sie tunen das Hörgerät mit dem Computer und passen die Hörgeräusche individuell an.
Ein weiteres Aufgabenfeld beinhaltet die Wartung und die Kontrolle der Geräte. Einige Kontrollen finden regelmäßig statt. Hierbei wird in erster Linie die Batterie der Geräte überprüft. Schwachen Batterien werden ausgetauscht, weil sie nachweislich die Übertragung von Tönen und Geräuschen negativ beeinflussen können.
Auch die Pflege der Hörgeräte gehört zu Ihrem Berufsalltag. Sie reinigen die hochwertigen Geräte nur mit den vom Hersteller vorgegebenen Reinigungsmaterialien. Dabei prüfen Sie die Funktion und tauschen defekte Teile aus.
Ein kleiner Teil Ihrer Tätigkeiten beschäftigt sich mit der Führung einer Kundenkartei und die Prüfung von Garantieansprüchen. Auch der Schriftverkehr mit Patienten/innen und Krankenkassen fällt in Ihr Aufgabengebiet.
Wo arbeitet ein/eine als Hörgeräteakustiker
Sie arbeiten meist an einem festen Arbeitsort. Das sind die häufigsten Arbeitsorte:
- Werkstätten
- Geschäftsräume im Bereich medizinische Hilfsgeräte
- Geschäftsräume im Bereich Hörakustik
- Büroräume
Viele Hörakustiker/innen sind auch mobil. Sie versorgen Patienten/innen, die bettlägerig sind oder sich nur schwer fortbewegen können. Dann führen Sie die Anpassung des Gerätes auch an folgenden Orten durch:
- Krankenhäuser
- Alten- und Pflegeheime
- Betreuungs- und Behinderteneinrichtungen
- Privaträume
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Hörgeräteakustiker?
Die Aufstiegsmöglichkeiten in dieser Branche sind ausgezeichnet. Lohnenswert ist eine Weiterbildung zum/zur Hörgeräteakustikermeister/in. Dieser Kurs wird von einigen Handwerkskammern angeboten. Auch Fernlerninstitute und private Schulungsinstitute bieten diesen Kurs an. Für diese Weiterbildung können Sie eine ganze Reihe Unterstützungsgelder erhalten. Sie können sich in der örtlichen Handwerkskammer beraten lassen. Nach erfolgreichem Abschluss übernehmen Sie Führungsaufgaben, bilden aus oder machen sich selbstständig.
Wer über einen Schritt in die Selbstständigkeit nachdenkt, kann spezifische Weiterbildungskurse belegen. Berufsverbände und Kammern informieren über die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen und veranstalten Abend- und Wochenendkurse, die sich ausschließlich mit der Existenzgründung beschäftigen.
Die Ausbildung ist auch eine ideale Basis für ein weiterführendes Studium. Mit der allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife können Sie Audiologie oder Hörtechnik studieren. Sie schließen das Studium mit einem Bachelor oder Master ab.
Sie können sich auch zum/zur Techniker/in weiterbilden lassen. Der Kurs wird von vielen privaten Lehrinstituten angeboten. Das Lerntempo können Sie mitbestimmen und so die Weiterbildung neben ihrer beruflichen Tätigkeit machen. Die drei technischen Fachrichtungen sind auf den Beruf des/der Hörgeräteakustiker/in abgestimmt:
- Medizintechnik
- Elektrotechnik
- Feinwerktechnik
Nach erfolgreichem Abschluss besteht die Möglichkeit innerhalb der technischen Entwicklung von Hörgeräten zu arbeiten. Viele Techniker/innen sind auch in Konstruktionsabteilungen für Hörakustik tätig.