Beruf Gerber
Welche Ausbildung benötigt man als Gerber?
Der Beruf Gerber/in wird offiziell als Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik bezeichnet und ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Er ist dem Bereich Industrie und Handwerk zugeordnet. Die Berufsausbildung dauert drei Jahre und ist dual organisiert.
Theoretische Ausbildungsinhalte lernen Sie in der Berufsschule. Der Berufsunterricht findet mindestens einmal in der Woche statt. Er kann auch als Blockunterricht organisiert sein.
Die praktische Ausbildung findet in einem Ausbildungsbetrieb statt, der den Bereichen Gerberei, Gerbereitechnik oder der Lederherstellung zugeordnet ist. Folgende Betriebe bilden aus:
- Lederherstellungsbetriebe
- Gerbereien
- Lederveredlungsbetriebe
- Lederfärbereien
- Chemische Industrien
- Pelzveredlung
Es gibt keine vorgeschriebenen Zugangsregeln zu dieser Berufsausbildung. Die Betriebe entscheiden in Eigenregie, wen sie einstellen. Der Zugang erfolgt aber überwiegend mit einem Hauptschulabschluss oder einem mittleren Bildungsabschluss.
Welche Fähigkeiten braucht man als Gerber?
Bei der Bearbeitung von Tierhäuten und Tierfellen sind hervorragende Schulnoten in den Fächer Biologie und Chemie von Vorteil. Sie helfen dabei, die Beschaffenheit der einzelnen Felle und Häute zu verstehen und darauf basierend chemische Mittel einzusetzen.
In diesem Beruf benötigen Sie handwerkliches Geschick. Idealerweise haben Sie in der Schule die Fächer Handwerk oder Technik belegt und können mit Werkzeugen umgehen.
Eines der wichtigsten Schulfächer in diesem Berufsbild ist Mathematik. Ohne mathematische Kompetenzen kommen Sie nicht weiter. Sie müssen Mischungen zusammenstellen und die einzelnen Verhältnisse berücksichtigen.
Gerber/innen arbeiten die meiste Zeit im Stehen. Sie sind verschiedenen Dämpfen ausgesetzt. Durch die Arbeit mit Tierhäuten und Tierfellen ist die Gefahr von Infektionen groß. Deshalb müssen Sie bei bester Gesundheit sein.
Sie dürfen keinerlei Vorerkrankungen haben, die Ihre Lungenfunktionen einschränken. Gesunde Atemwege sind eine Grundvoraussetzung. Wer sich nicht sicher ist, der sollte sich vor Beginn der Ausbildung durchchecken lassen.
Da Sie die Qualität von Lederflächen und Tierhäuten überprüfen und auch das Haarkleid lockern müssen, brauchen Sie ein uneingeschränktes Sehvermögen.
Wie viel verdient ein Gerber?
Das Gehalt von Gerber/innen wird von vielen Dingen beeinflusst. Im Osten sind die monatlichen Bruttolöhne niedriger als in den alten Bundesländern. Kleine Handwerksbetriebe zahlen im Vergleich zu großen Lederherstellungskonzernen nur geringe Löhne. Der Bruttostundenlohn liegt durchschnittlich bei ca. 13 €.
Während der Ausbildung:
Die Ausbildungsvergütung ist tariflich geregelt und hat in ganz Deutschland ihre Gültigkeit. Maßgeblich sind die Ausbildungstariflöhne der Leder verarbeitenden Industrie. Die Vergütung ist nach Ausbildungsjahren gestaffelt:
- Im ersten Ausbildungsjahr 760 € brutto im Monat
- Im zweiten Ausbildungsjahr 830 € brutto im Monat
- Im dritten Ausbildungsjahr 900 € brutto im Monat
Als Berufseinsteiger:
Gerber/innen erhalten ein maximales monatliches Anfangsgehalt von c. 1.700 €. In Baden-Württemberg und Bayern können die Anfangsgehälter höher liegen. In Mecklenburg-Vorpommern erhalten Sie generell das geringste Gehalt.
Mit Berufserfahrung:
Erfahrene Fachkräfte erzielen ein maximales monatliches Bruttogehalt von ca. 2.000 €. Es wird hauptsächliche durch Ihre vorherigen Tätigkeiten und Ihre erworbenen Kompetenzen bestimmt. Das meiste Geld erhalten Sie bei großen Lederherstellern in Baden-Württemberg.
Welche Aufgaben hat man als Gerber/in?
Gerber/innen stellen Leder her. Sie verarbeiten Tierhäute und Tierfelle. Dazu nutzen Sie unterschiedliche Geräte und Verfahren.
Während der Ausbildung:
Die Ausbildungsinhalte sind exakt an das Berufsbild angepasst und in theoretischen und praktischen Arbeiten unterteilt.
Die praktischen Aufgaben beziehen sich auf folgende Inhalte:
- Einteilung des Leders und Sortierung in unterschiedliche Qualitätsklassen
- Verdichtung von Leder
- Bewertung von Rohwaren
- Anwendung von Hilfsmaterialien
- Unterscheidung und Einteilung von Rohwaren
- Prozesse der Lederherstellung
- Herstellung von Blößen
- Weichmachen von Leder
- Vorbereitung der eigentlichen Gerbung
- Prozesse der Gerbereitechnik
- Unterscheidung von Farbstoffgruppen
- Überwachung einzelner Prozesses
- Zurichtung von Leder
In der Berufsschule werden folgende Themen unterrichtet:
- Geltende Rechte und Pflichten
- Aspekte der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes
- Färbung von Leder
- Betriebswirtschaft
- Deutsch
- Sozialkunde
Im Berufsleben:
Die Berufsinhalte beziehen sich auf die Herstellung von Leder und die Bearbeitung von Tierhäuten und Tierfellen. Dazu nutzen Sie unterschiedliche Werkzeuge und elektronische und manuelle Geräte.
Sie arbeiten mit chemischen Mitteln und mischen sie streng nach Anweisungen. Die Mischungen geben Sie zu und weichen die Felle und Häute darin ein. Danach entfernen Sie mit Werkzeugen und Maschinen noch vorhandene Blut- und Fleischreste. Später werden alle Haare abgenommen, bis die Haut sauber und glatt ist.
Die Tierhäute sind vor der Verarbeitung hart und widerstandsfähig. Eine Teilung kann nur mithilfe einer Spaltmaschine erfolgen. Nach der Teilung können Sie mit der Gerbung beginnen.
Die Lederherstellung beinhaltet verschiedene Aufgabengebiete:
- Schleifung
- Lederfärbung
- Bügeln
- Lederprägung
- Lederimprägnierung
- Lederveredlung
Sie sind auch für alle Anlagen und Geräte zuständig. Hier übernehmen Sie folgende Aufgaben:
- Überwachung der Anlagen
- Einrichtung der Anlagen
- Wartung der Anlagen
- Reinigung der Anlage
- Kontrolle der Anlage
Für diese Arbeiten kommen Maschinen zum Einsatz:
- Äscherung
- Trocknung
- Zurichtung
- Gerbung
Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld. Alle Tätigkeiten müssen den umwelttechnischen Aspekten entsprechen.
Wo arbeitet ein Gerber?
Gerber/innen arbeiten in Wasserwerkstätten. Es gibt aber immer noch Gerbereien, die Leder in Handarbeit herstellen. Dann müssen Sie die Haare und die Fleischreste mit der Hand entfernen. Sie arbeiten dann auch in speziellen Werkstätten, aber ohne Einsatz von Maschinen.
In einigen Unternehmen wird Leder in großen Fertigungs- und Produktionshallen hergestellt und verarbeitet.
Sie arbeiten auch mit Maschinen und Geräte, die Sie nur unter Beachtung der Sicherheitsbestimmungen in Betrieb nehmen dürfen. Dazu gehören Pressen und Spaltmaschinen. Auch Trockenanlagen und Fräsen werden bedient.
Fast alle Arbeiten unterliegen Sicherheitsbestimmungen. Sie tragen dauerhaft eine Schürze, Handschuhe und Schutzbrille. Je nach Tätigkeiten sind Sie auch verpflichtet einen Gehörschutz aufzusetzen und eine Schutzmaske anzulegen.
Sie arbeiten auch in Rohwarenlager. Hier lagern Tierfelle und Tierhäute. Es kommt zu extremen Gerüchen. Die Infektionsanfälligkeit ist generell hoch.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Gerber?
Nach einer erfolgreichen Ausbildung können Sie verschiedene Weiterbildungen machen. Die Weiterbildung Industriemeister/in – Chemie wird von vielen Kammern angeboten. Sie können für diese Weiterbildung verschiedene Bildungskredite und Unterstützungsleistungen erhalten. Auskunft erteilt das Bundesbildungsministerium. Die Weiterbildung kann unter bestimmten Umständen auch parallel zu Ihrer beruflichen Tätigkeit erfolgen. Sollten Sie Ihren Lebensunterhalt nicht absichern können, haben Sie ein Anrecht auf soziale Leistungen.
Einige Kammern, Fernlerninstitute und Weiterbildungszentren bieten kombinierte technische und kaufmännische Weiterbildungen an. Dazu gehören die Kurse technische/r Fachwirt/in und Fachmann/-frau für kaufmännische Betriebsführung. Beide Kurse bieten auch eine ideale Grundlage, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen.
Sie haben auch die Möglichkeit an Weiterbildungen teilzunehmen, die Ihrem Berufszweig zugeordnet sind, aber keine Haupttätigkeit darstellen. Dazu gehören Kurse im Umgang mit chemischen Substanzen, allgemeine Sicherheitskurse für die Bedienung von Maschinen und Kurse, die sämtliche umwelttechnischen Prozesse beinhalten.
Wer im Besitz der allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife ist, kann an der Universität oder an der Fachhochschule studieren. Es bieten sich Fächer im Bereich Technik und Chemie an. Auch spezielle Studienfächer innerhalb der Textiltechnik oder Bekleidungstechnik sind berufsbezogen.