Beruf Fachkraft für Abwassertechnik
Welche Ausbildung benötigt man als Fachkraft für Abwassertechnik?
Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, vertrauen wir darauf, dass sauberes Trinkwasser fließt. Dieser Luxus sollte aber keineswegs als selbstverständlich genommen werden. Der Zugang zu Trinkwasser hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der unverzichtbaren Arbeit der Fachkräfte für Abwassertechnik. Diese wichtigen, aber weitgehend unsichtbaren Arbeitskräfte warten kommunale Abwasserrohre und behandeln Abwasser. Sie überwachen und steuern die Betriebsprozesse in Klärwerken und Kanalisationen und halten dadurch unsere Wasserversorgung aufrecht.
Die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik dauert drei Jahre und wird parallel an einer Berufsschule und in einem Ausbildungsbetrieb absolviert. Ausbildungsbetriebe in diesem Beruf sind entweder Industriebetriebe, die Abwässer aus industriellen Produktionsprozessen behandeln, oder kommunale Kläranlagen.
Für die Zulassung zu dieser Berufsausbildung gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Bildungsvoraussetzung. Von den 249 Auszubildenden, die im Jahr 2020 die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik in einer öffentlichen Kläranlage begannen, verfügten 62 % über einen mittleren Bildungsabschluss und 20 % über die Hochschulreife.
Wer die Ausbildung für eine Karriere in diesem Berufsbild antreten möchte, sollte über fundierte Kenntnisse in den folgenden Schulfächern verfügen:
- Chemie, Physik und Biologie – diese Naturwissenschaften bieten eine gute Grundlage, um Abwassersysteme zu verstehen
- Mathematik – die Beherrschung der Grundrechenarten sowie die Dezimal-, Bruch-, Prozent- und Dreisatzrechnung ist ein Muss in diesem Beruf
- Werken/Technik – die Durchführung von Reparaturen ist ein wichtiger Teil dieser Tätigkeit, technische Fertigkeiten sind hier von Vorteil
- Deutsch – Abwassertechnik ist Teamarbeit; die Fähigkeit, mit anderen Teammitgliedern klar zu kommunizieren, ist unerlässlich
Welche Fähigkeiten braucht man als Fachkraft für Abwassertechnik?
Fachkräfte für Abwassertechnik sind wahre Hidden Champions. Sauberes Trinkwasser ist unerlässlich für das menschliche Leben. Diese hoch qualifizierten Spezialisten wachen kontinuierlich und gewissenhaft über unsere Abwassersysteme und Kanalisationen. Sie sorgen dafür, dass Abwässer unsere Trinkwasserversorgung und andere Teile des Ökosystems nicht verunreinigen. Dafür sind Sorgfalt und ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein erforderlich.
Weitere Kompetenzen und Fähigkeiten, die Fachkräfte für Abwassertechnik für ihren Job mitbringen sollten, sind:
- Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis – besonders wichtig beim Abdichten von schadhaften Stellen in der Kanalisation oder bei der Durchführung von Wartungsarbeiten
- eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit – besonders wichtig bei der Behebung von Störungen
- ein Gespür für ökologische Zusammenhänge und Wissen über Umweltkreisläufe
- Ausdauer und die physische Kraft, im Bedarfsfall länger zu arbeiten
Wie viel verdient eine Fachkraft für Abwassertechnik?
Während der Ausbildung:
Während der Berufsausbildung erhalten Auszubildende eine Ausbildungsvergütung vom Ausbildungsbetrieb. Die Höhe der Entlohnung hängt vom Kollektivvertrag des Unternehmens und dem Bundesland ab, in dem es angesiedelt ist. Eine Vergütung wird nicht gezahlt, wenn es sich ausschließlich um eine schulische Ausbildung an einer Berufsschule handelt oder wenn das 1. Ausbildungsjahr als Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) absolviert wird.
Nachstehend findet sich ein Vergütungsbeispiel für Azubis in Ausbildungsbetrieben, die unter den Kollektivvertrag der chemischen Industrie fallen. Alle Gehaltsangaben sind Bruttomonatsgehälter und dienen nur als Richtwerte. Das tatsächliche Gehalt kann davon abweichen.
- Ausbildungsjahr: € 1.006 bis € 1.056
- Ausbildungsjahr: € 1.071 bis € 1.153
- Ausbildungsjahr: € 1.120 bis € 1.218
Als Berufseinsteiger:
Nach Abschluss der Ausbildung verdient der Großteil der Fachkräfte für Abwassertechnik ein Gehalt zwischen € 2.100 und € 2.400 brutto monatlich. Wer bei einem Unternehmen arbeitet, das Abwasser nach industriellen Verfahren behandelt, erhält meist ein etwas höheres Gehalt als jemand, der bei einer Gemeinde in der Kläranlage oder Kanalisation tätig ist. Zudem besteht in diesem Beruf, insbesondere bei der Vergütung in den Gemeinden, ein deutliches Ost-West-Gefälle.
Mit Berufserfahrung:
Das Gehalt steigt mit den Jahren der Berufserfahrung. Nach fünf bis sieben Jahren Tätigkeit können Fachkräfte für Abwassertechnik mit einem durchschnittlichen monatlichen Bruttogehalt zwischen € 2.600 und € 2.900 rechnen. Mit zehn oder mehr Jahren Berufserfahrung kann das Gehalt auf € 3.100 bis € 3.300 brutto monatlich steigen. Das durchschnittliche Bruttogehalt in Deutschland für Fachkräfte für Abwassertechnik liegt über alle Erfahrungsebenen hinweg bei € 3.100 brutto im Monat.
Welche Aufgaben hat man als Fachkraft für Abwassertechnik?
Während der Ausbildung:
Schon während ihrer Ausbildung übernehmen Fachkräfte für Abwassertechnik viele der gleichen Aufgaben und die gleiche Verantwortung, die sie auch in ihrer späteren Berufstätigkeit ausüben werden. Insbesondere im dritten Ausbildungsjahr wird ihnen sukzessive mehr Verantwortung beim Steuern und Regeln von Abwasserbehandlungsanlagen übertragen.
In der Regel spezialisieren sich Azubis während ihrer Ausbildung entweder auf den Kanalbetrieb oder auf den Kläranlagenbetrieb. In allen Phasen der Ausbildung werden sie von Ausbildern, die eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, sorgfältig betreut und angeleitet.
Im Berufsleben:
Sauberes Wasser ist lebensnotwendig. Jeder Schluck Wasser, den wir zu uns nehmen, soll klar, frisch und vor allem ohne Verunreinigungen sein. Es kann eine Herausforderung sein, Trinkwasser sauber zu halten, besonders in großen Ballungsräumen. Wir verwenden Wasser nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Reinigen, in industriellen Prozessen und in unseren Sanitäranlagen. Dieses verunreinigte Wasser darf nicht in unsere Grundwasservorräte oder in Bäche und Flüsse gelangen. Es sind die Fachkräfte für Abwassertechnik, die unser Abwasser behandeln und sicherstellen, dass unser Trinkwasser auch weiterhin hygienisch einwandfrei bleibt.
Zu den typischen Aufgaben und Tätigkeiten, die Fachkräfte für Abwassertechnik ausführen, um unsere Wasserversorgung sicher zu halten, gehören:
- die Durchführung von Messungen und mikrobiologischen Untersuchungen in Kläranlagen
- die Planung, Überwachung und Steuerung von Prozessen in Kläranlagen
- die Durchführung von betrieblichen Dokumentationen im Rahmen von Compliance und gesetzlichen Vorgaben
- die Inspektion und Wartung von Maschinen, Anlagen, Rohrsystemen und Bauwerken in Kläranlagen
Wo arbeitet eine Fachkraft für Abwassertechnik?
Der Großteil der Fachkräfte für Abwassertechnik arbeitet:
- in kommunalen Abwasser- und Kläranlagen
- in industriellen Kläranlagen
- in der öffentlichen Verwaltung, zum Beispiel in regionalen Abwasserverbänden
Einige finden eine interessante Beschäftigung in speziellen Nischen, beispielsweise:
- als Berater in der Abwasserbehandlung
- bei Herstellern von Kläranlagen
- in Reedereien
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Fachkraft für Abwassertechnik?
Es gibt zwar gewisse Aufstiegsmöglichkeiten für Fachkräfte für Abwassertechnik, zum Beispiel als Teamleiter oder in anderen Managementpositionen, aber ohne zusätzliche Berufsausbildung und Spezialisierung ist der Karriere-Horizont begrenzt. Glücklicherweise ist die Erstausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik ein hervorragender Ausgangspunkt, um sich nach dem Erwerb von Berufserfahrung weiterzubilden. Zu den zahlreichen beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten, die man in diesem Beruf verfolgen kann, gehören:
- Abwassermeister/in – diese zweijährige Meisterweiterbildung wird meistens berufsbegleitend absolviert. Man erwirbt die Führungs- und Organisationsfähigkeiten, die man benötigt, um in höhere Managementpositionen in der Abwasserbehandlung aufzusteigen
- Meister/in Rohr, Kanal- und Industrieservice – in dieser kompakten sechsmonatigen Meisterweiterbildung erhält man eine fortgeschrittene Ausbildung in der Reinigung, Überwachung und Wartung von Abwasserrohren, Kanälen, Rohrleitungen und Behältern
- Techniker/in Umweltschutztechnik – diese zweijährige technische Ausbildung wird mit den Schwerpunkten Wasserversorgung und Wasserentsorgung angeboten
Der Abschluss eines der oben genannten Weiterbildungsprogramme eröffnet mit Sicherheit neue Karrierechancen und führt eventuell zu einem besseren Gehalt. Wer mehr Ehrgeiz hat und im Besitz der Hochschulreife ist, kann ein Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität in Betracht ziehen. Zu den vielen Studiengängen, bei denen ein Hintergrund als Fachkraft für Abwassertechnik von besonderem Vorteil ist, gehören:
- Abfall- und Entsorgungstechnik
- Umwelttechnik
- Biotechnologie
- Verfahrenstechnik
- Wirtschaftsingenieurwesen