Beruf Chirurg
Welche Ausbildung benötigt man als Chirurg?
Die Berufsausbildung zum/zur Chirurgen/in gehört zu den anspruchsvollsten akademischen Ausbildungen überhaupt. Sie dauert viele Jahre und wird in einzelnen Schritten absolviert. Trotzdem gehört das Berufsbild seit Jahrzehnten zu den Traumjobs von Abiturienten/innen. Doch die Zugangsvoraussetzungen sind streng geregelt.
Der erste Schritt beinhaltet die Zulassung zum Medizinstudium. Dafür benötigen Sie die allgemeine Hochschulreife. Auf jeden freien Studienplatz kommen vier Bewerbungen. Der Studiengang Medizin ist an den Numerus Clausus gebunden. Der wird von den Bundesländern vorgegeben. Die meisten Bundesländer verlangen einen Abiturnotendurchschnitt von 1,0. Die einzigen Ausnahmen bilden Niedersachsen mit 1,2 und Schleswig-Holstein mit 1,1.
Die Leistungskurse sollten auf das spätere Studium abgestimmt sein. Mindestens ein Leistungskurs sollte den Fächer Chemie, Biologie oder Physik zugeordnet sein.
Das Latinum ist keine Pflicht für die Zulassung. Trotzdem sollten Sie das kleine Latinum besitzen. Bei gleichen Abiturdurchschnittsnoten werden weitere Qualifikationen berücksichtigt, die von der Universität bestimmt werden. Idealerweise haben Sie Latein in der Schule gelernt.
Seit 2007 wird für den Zugang zum Studium noch ein sogenannter Test für medizinische Studiengänge (TMS) gefordert. Das Ergebnis des Tests fließt in die Bewerbung mit ein und soll berücksichtigt werden, wenn die Abiturdurchschnittsnote von der Quote abweicht.
Die zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) wurde eingeführt, um den Zugang mit weniger guten Schulnoten zu ermöglichen. Trotzdem sind auch hier die Hürden hoch und jede Universität hat andere Richtlinien. Etwa 10 % der Medizinstudienplätze werden über ZEQ vergeben. Folgende Kriterien werden nach einem speziellen Punktesystem berücksichtigt:
- Ergebnisse des TMS
- Berufsausbildung
- Berufstätigkeit
- Schulwettbewerbe in den MINT-Fächern
- Andere herausragende Leistungen oder Gewinne
Die Berufsausbildung muss erfolgreich abgeschlossen und anerkannt sein. Die Berufstätigkeit kann nur Berücksichtigung finden, wenn sie im Ausbildungsberuf erfolgt ist.
An diesen Universitäten kann man Medizin studieren:
- Aachen, RWTH
- Berlin, Charité
- Dresden, Technische Universität
- Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität
- Frankfurt, Goethe-Universität
- Heidelberg, Ruprecht-Karls-Universität
- München, LMU
Das Medizinstudium dauert mindestens 12 Semester und startet mit dem sogenannten vorklinischen Studium. Bereits nach vier Semestern werden die ersten Prüfungen abgelegt. Das 11. und 12. Semester beinhaltet die praktische Ausbildung. Nach Abschluss des 12. Semesters erfolgen weitere Prüfungen. Wer diese Prüfungen besteht, trägt den akademischen Titel des/der Arzt/Ärztin.
Ab jetzt beginnt die Ausbildung in der jeweiligen Fachrichtung. Die Berufsausbildung zum Facharzt ist keine staatlich anerkannte Berufsausbildung. Es handelt sich dabei um eine Weiterbildungsmaßnahme, die auf einem abgeschlossenen Medizinstudium basiert. Sie ist gesetzlich nach der Weiterbildungsverordnung der Bundesärztekammer geregelt.
Die Weiterbildung zum/zur Facharzt/Fachärztin für Chirurgie dauert mehrere Monate. Sie ist geregelt, gestaffelt und findet in einem Lehr-, Ausbildungs- oder Universitätskrankenhaus statt. In den ersten Monaten erlernen Sie das Basiswissen im Fachbereich der Chirurgie. Nach 24 Monaten wechseln Sie in den Bereich der allgemeinen Chirurgie. Die nächsten 48 Monate erlernen Sie fach-chirurgisches Wissen.
Während der Weiterbildung durchlaufen Sie einzelne Fachgebiete:
- Notfallmedizin und Notfallaufnahme
- Unfallchirurgie
- Intensivmedizin
- Orthopädie
- Viszeralchirurgie
Sie schließen die Weiterbildungsmaßnahme mit einer mündlichen Prüfung ab. Danach dürfen Sie sich offiziell Chirurg/Chirurgin nennen und im Gebiet der allgemeinen Chirurgie arbeiten.
Die meisten Chirurgen/innen absolvieren unmittelbar nach der Facharztprüfung noch eine Ausbildung in einem Fachbereich. Diese Ausbildung dauert zwischen zwei und drei Jahren.
Die Fachbereiche stehen für die weitere Ausbildung zur Verfügung:
- Herzchirurgie
- Gefäßchirurgie
- Neurochirurgie
- Unfallchirurgie
- Mund- und Kieferchirurgie
- Orthopädie
- Thoraxchirurgie
- Kinder- und Jugendchirurgie
- Plastische Chirurgie
- Ästhetische Chirurgie
- Viszeralchirurgie
Welche Fähigkeiten braucht man als Chirurg?
Für dieses Berufsfeld müssen Sie persönlich geeignet sein. Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie nicht an einem Produkt, sondern an einem Menschen arbeiten. Sie werden Werkzeuge nutzen, um an menschlichen Knochen zu sägen und zu feilen. In manchen Fachbereichen werden Sie Dinge sehen, die eventuell belastend sind. Dazu gehört auch der Tod, wenn Sie trotz aller Bemühungen das Leben des/der Patienten/in nicht retten können.
Sie müssen neben den medizinischen Kompetenzen auch gute kommunikative Fähigkeiten mitbringen. Die Patienten/innen verlassen sich auf Ihre Fachkenntnisse und Sie vertrauen darauf, dass Sie helfen können. Bevor Sie das können, müssen Sie intensiv Kontakt aufnehmen. Nur auf diese Weise werden Sie verstehen, welche Leiden tatsächlich vorhanden sind.
Respekt und Achtung vor anderen Menschen sind Grundvoraussetzungen. Sie müssen offen und ehrlich an die Patienten/innen herantreten und sie respektvoll und würdevoll behandeln. In Notfallsituationen sind Sie auch eine Art Seelsorger, der den Patienten/innen Mut macht.
Stress ist in diesem Berufsbild Alltag. Sie müssen auch nach sechs Stunden Arbeit unter hoher Belastung noch in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen. Jede dieser Entscheidungen kann schwerwiegende Folgen haben und nicht selten geht es dabei um Leben und Tod.
Wie viel verdient ein Chirurg?
Die Gehaltsspannen in diesem Beruf sind riesig. Zahlreiche Aspekte werden bei der Gehaltsbestimmung berücksichtigt. Die reichen von der Fachrichtung über die Berufserfahrung bis hin zum Arbeitgeber. Als Assistenzarzt/-ärztin in der Notfallaufnahme einer öffentlichen Klinik in München verdienen Sie mehr als ein Oberarzt/-ärztin in der allgemeinen Chirurgie in einem teilprivatisierten Krankenhaus in der sächsischen Provinz. Die monatlichen Bruttogehälter schwanken zwischen ca. 5400 und 12.200 €.
Während der Ausbildung:
Sie erhalten keine Ausbildungsvergütung, da es sich um ein Studium handelt. Unter bestimmten Umständen können Sie BAföG und andere studentische Unterstützungsleistungen erhalten.
Als Berufseinsteiger:
Das Einstiegsgehalt rechnet sich nach Ihrem Einsatzgebiet und der Art der Anstellung. Auch der Arbeitsort spielt eine Rolle. Berufseinsteiger/innen erhalten ein monatliches Bruttogehalt zwischen ca. 5400 und 6900 €.
Mit Berufserfahrung:
Das Gehalt steigt mit den Jahren der beruflichen Tätigkeiten kontinuierlich an. Je nach Fachbereich und erworbenen Kompetenzen erhalten Sie schon nach fünf Jahren deutlich mehr Lohn. Spätestens nach zehn Jahren erhalten Sie einen Verdienst im fünfstelligen Bereich. Der Bruttoverdienst liegt zwischen ca. 7000 und 12.200 € ein.
Die meisten Chirurgen/innen arbeiten auch in der Nacht, am Wochenende und an Sonn- und Feiertagen. Dafür erhalten Sie eine Sonderzulage. Auch der Bereitschaftsdienst wird entlohnt.
Welche Aufgaben hat ein Chirurg?
Der/die Chirurg/in erkennt durch eine gezielte Diagnose eine Krankheit oder eine Verletzung. Mithilfe von operativen und konservativen Behandlung wird die Krankheit geheilt oder das Leiden der Patienten/innen gelindert. Danach kümmern Sie sich um die Nachsorge und überweisen die Patienten/innen in Rehabilitationscenter.
Während der Ausbildung:
Das gesamte Studium erfolgt auf einem hohen und anspruchsvollen Niveau. Schon hier lernen Sie die praktische Arbeit am menschlichen Körper. Sie müssen Kurse belegen, in denen Sie das zuvor erworbene theoretische Wissen in die Praxis umsetzen. Das kann nicht an lebenden Personen geschehen. Sie werden Leichen sezieren und lernen an toten Körpern, wie man gezielte Schnitte setzt.
Mit der Zeit wenden Sie die Fähigkeiten auch bei Patienten/innen an. Sie nähen kleine Schnittwunden oder entfernen Gegenstände aus dem Körper. Von Monat zu Monat wird Ihr Aufgabengebiet umfangreicher. Sie assistieren bei Operationen und operieren später mithilfe von erfahrenen Kollegen/innen. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem Sie für die Operation komplett zuständig sind und die volle Verantwortung übernehmen.
Im Berufsleben:
Die Aufgaben im Berufsleben eines/einer Chirurgen/in sind vielfältig und von der Fachrichtung abhängig. Den verantwortungsvollsten Job haben Sie in der Notfallaufnahme. Hier müssen Sie schnell Behandlungsentscheidungen treffen. Manchmal auch dann, wenn Sie keine nachweisliche Diagnose haben.
Ein echter Experte werden Sie, wenn Sie sich auf ein Gebiet spezialisieren. Als Handchirurg/in werden Sie jede Handverletzungen auf Anhieb erkennen können und jede Operation wird bald für Sie zur Routine.
Die praktische Arbeit werden Sie im Laufe der Zeit im Schlaf beherrschen. Den stärksten Einfluss in diesem Berufsbild hat Ihre eigene Entscheidung. Die Patienten/innen legen ihr Leben in Ihre Hände. Sie müssen dafür Sorge tragen, dass Ihre Entscheidungen richtig sind und immer zum Wohl der Patienten/innen getroffen werden.
Wo arbeitet ein Chirurg?
Sie arbeiten in Kliniken, Krankenhäusern und Arztpraxen. Ihr Arbeitsbereich im Umgang mit Patienten/innen verteilt sich auf Behandlungszimmer, Krankenzimmer und Operationssaal.
Die schriftlichen Arbeiten erledigen Sie in einem Büro. Das Meeting mit Kollegen/innen findet in Konferenzräumen oder Meetingräumen statt.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Chirurg?
Sie haben im Bereich der Chirurgie ausgezeichnete Aufstiegsmöglichkeiten. In der Regel steigen Sie in der Klinikhierarchie auf. Sie arbeiten zunächst als Assistenzarzt/-ärztin. Dann durchlaufen Sie folgende Oberarzt-Positionen:
- Stellvertretender/e Oberarzt/Oberärztin
- Oberarzt/Oberärztin
- Leitender/e Oberarzt/Oberärztin
Der letzte Schritt auf der Karriereleiter macht Sie zum/zur Chefarzt/-ärztin oder ärztlichen Direktor/in.
Eine weitere Möglichkeit ist die Promotion. Mit dem Doktortitel können Sie auch zur Professur zugelassen werden. Wer sich für diesen Weg entscheidet, der strebt in der Regel eine Karriere in der medizinischen Forschung an.